Meilensteine des IHD – Von der Gründung bis zum Wiederaufbau nach dem Krieg


Der IHD Kreditschutzverein e.V. blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Das Fundament des heutigen IHD basiert auf der im Jahr 1915 gegründeten Velidro. Initiator war Carl-Ferdinand Waldemar Becker, der in Dresden einen berufsständischen Verein ins Leben rufen wollte. Das Ziel war es, Kaufleute wie Großhändler und Hersteller der kosmetischen und pharmazeutischen Industrie zu vereinen, um einen Schutzschirm für seine Mitglieder aufzuspannen. Durch diese Vereinigung war es möglich, die Kreditwürdigkeit der Abnehmer zu überprüfen, Forderungen zentral durchzusetzen und im schlimmsten Fall das Inkasso zu übernehmen. Durch das persönliche Engagement des Gründers entstand ein Verein, der in Krisenzeiten entlastend für die Betroffenen wirkte.

Foto der ersten Ausgabe der Vertraulichen Mitteilungen von 1915
Die ersten Vertraulichen Mitteilungen 1915

Die Mitglieder verpflichteten sich dazu, ihre Krediterfahrungen an die Geschäftsstelle weiterzugeben. So entstanden die “Vertraulichen Mitteilungen”, die über in Zahlungsverzug geratene Schuldner informierten. Mitglieder des Verbands schätzten diese Informationen über das Verhalten ihrer Abnehmer als fundierte Entscheidungshilfe. In den Achtzigerjahren wurden die “Vertraulichen Mitteilungen” durch die bis heute bestehende automatische Debitorenüberwachung ersetzt, die ausschließlich über die tatsächlichen B2B-Kunden der jeweiligen Mitglieder informiert.

Im ersten Jahr zählte der Verband 117 Mitglieder und nach fünf Jahren waren es bereits über 650, was zu einer Ausweitung der Verbandsaktivitäten auf andere Branchen wie Apotheken und Friseure führte. Aufgrund des stetigen Wachstums wurde entschieden, einen hauptamtlichen Geschäftsführer einzustellen. Mit Herrn Adolf Frabe gelang es, die Mitgliederzahl weiter zu steigern. Ende 1926 hatte die Velidro bereits 718 an der Zahl.

Porträt des ersten Velidro-Vorsitzenden
Carl Ferdinand Waldemar Becker
Der erste Velidro-Vorsitzende
Carl Ferdinand Waldemar Becker, 1915-1927

Nach fast zwölf Jahren trat der Gründer Carl-Ferdinand Waldemar Becker 1927 zurück und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Die zweite Hälfte der 1920er Jahre war von den Vorboten der Weltwirtschaftskrise (1929-1933) und der Bankenkrise im Jahr 1931 geprägt. Die aufkommende Krise beeinflusste nicht nur die Zahlungsfähigkeit der Banken, sondern auch die Arbeit der Velidro. Der Verein reagierte allerdings schnell auf die neue Situation und gab Eilberichte für seine Mitglieder heraus. Dadurch konnten zahlreiche Kreditlieferungen an insolvent gewordene Kunden verhindert und Verluste minimiert werden.

Im Anschluss an die Überwindung der Weltwirtschaftskrise verzeichnete die Velidro jedoch weiterhin schlechte Geschäftsergebnisse. Gründe dafür sah man damals unter anderem in den Maßnahmen des nationalsozialistischen Unrechtsregimes zur Ankurbelung der Wirtschaft und zur Senkung der Arbeitslosigkeit.

Die Aufrechterhaltung der Verbandstätigkeit wurde 1939 durch den Krieg zunehmend erschwert. Die wirtschaftliche Lenkung in der Diktatur sowie Personalknappheit durch die Mobilmachung und den Einsatz von Frauen in der Rüstungsindustrie belasteten die Arbeit, zudem führte die Kriegswirtschaft dazu, dass der Velidro die Druckerlaubnis für die “Vertraulichen Mitteilungen” entzogen wurde. Infolge der Kriegsereignisse im Jahre 1944 brannte das Dresdner Büro letztendlich aus, wodurch das gesamte Auskunftsmaterial verloren ging. Auch die sowjetische Besatzung machte die Weiterarbeit unmöglich, sodass es schließlich zur Auflösung kam. Jegliche Versuche, die Arbeit in Privatwohnungen wieder aufzunehmen, wurden von der sowjetischen Militärbehörde gestoppt.

Die in der Folgezeit deutlich erkennbaren Bestrebungen der östlichen Besatzungsmächte, alle Industriebetriebe in ihrer Besatzungszone zu verstaatlichen, veranlassten viele der damaligen Velidro-Mitglieder, ihre Betriebe von Ost- nach Westdeutschland zu verlagern. Auch der Wunsch nach einer Reaktivierung der Velidro verstärkte sich rasant. Anfang 1949 erfolgte schließlich auf Initiative von Max Schreiber und Hans Georg Rieber der Wiederaufbau des Verbandes, der sich zunächst nur auf den Kreditschutz der Mitglieder beschränkte. Ab Mai 1949 wurden die „Vertraulichen Mitteilungen“ wieder aufgenommen, ab August auch die Inkassotätigkeit und bereits im Frühjahr 1950 zählte der Verein wieder über 300 Mitglieder. Das im Kaiserreich entstandene Konzept der Velidro hatte damit Weltwirtschaftskrise, Diktatur und dem folgenden Zusammenbruch standgehalten. 

1950 fand die erste Mitgliederversammlung nach dem Krieg im Gebäude der Commerzbank in Köln statt. Damals gingen monatlich etwa 2.000 Meldungen zum Kreditschutz ein und wurden über die „Vertraulichen Mitteilungen“ an alle Abnehmer weitergegeben. Mit dem wachsenden Bedarf wurde auch die Mitarbeiterzahl erhöht, was 1963 zu einem Umzug führte. Im Jahr 1968 erhielt die Velidro nahezu 30.000 Inkassofälle und beschäftigte rund 60 Mitarbeiter.

Auch nach fast 110 Jahren streben wir weiterhin eine Zusammenarbeit zum gemeinsamen Nutzen und Schutz vor finanziellen Verlusten durch insolvente Kunden an. Wir danken unserem Team und Mitgliedern für die vorbildliche Zusammenarbeit in den vergangenen Jahrzehnten. In einem weiteren Blogartikel informieren wir Sie über die weitere geschichtliche Entwicklung des IHD. Unter anderem werden Sie erfahren, wie der branchenspezifische Verein Velidro den Anstoß zur Gründung des branchenübergreifenden IHD Kreditschutzvereins gab. Wenn Sie weitere Artikel nicht verpassen wollen, folgen Sie uns auf LinkedIn, um über die weiterführenden Blogposts informiert zu werden.